Predigt Karfreitag 10.04.2020

 

Lied: für mich gingst du nach Golgatha 


Was Jesus am Kreuz festhält 

 

Als nach dem 2. Weltkrieg Millionen von jungen Männern in Kriegsgefangenschaft kamen, da war ganz klar, was sie dort festgehalten hat: Die Tatsache, dass die, die sie gefangen gehalten haben Gewehre hatten und sie nicht.

Was aber hat den Herrn Jesus am Kreuz festgehalten? Die Nägel? Die römischen Legionäre? Glaub ich nicht. Wie sollen ein paar Metallstifte und eine Hand voll Soldaten den aufhalten, den man auch den Herrn der himmlischen Heerscharen nennt?

Und doch blieb er dort hängen, als könnte er nicht weg. Warum? Was hat ihn festgehalten?

1. Dem Vater gehorsam sein

In Psalm 14, 2 heißt es: „Der Herr schaut vom Himmel auf der Menschen Kinder, dass er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage. Aber sie sind alle abgewichen...“ Alle! So hat es damals geheißen. Heute kann man das nicht mehr so sagen. Nein! Es gibt ja den einen, der nicht abgewichen ist. Der eine von dem der Apostel Paulus schreibt (Philemon 2, 8): „Er war gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.“

Gehorsam ist ja heute nicht gerade ein Modewort. Es ist verpönt, genau das zu tun, was ein anderer sagt. Bewundert wird, wer seinem eigenen Weg geht, seinem eigenen Rat folgt. Wie ist das aber dann, wenn der etwas sagt, der alles weiß und es absolut gut mit uns meint? Wenn der etwas sagt, warum sollten wir ihm dann nicht gehorchen? Gibt es dafür einen vernünftigen Grund? Es gibt nichts, was ich mit größerer Überzeugung sagen könnte, wie an dieser Stelle ein ganz klares „Nein!“.

Und trotzdem gehorche ich oft nicht. Ich bin offenbar auf Krawall gebürstet gegen Gott. Es fängt damit an, dass mein Inneres sich schon sträubt, wenn es nur das Wort Gehorsam hört. Es geht weiter damit, dass ich nicht auf sein Wort hören will. Und wenn ich es dann höre, will ich ihm nicht folgen, zumindest einem großen Teil davon nicht.

Die Bibel ist da ganz klar: Keiner von uns will Gott ganz gehorchen. Wir wollen uns nicht unter Gottes Willen demütigen. Ungehorsam ist unsere DNA. Ungehorsam ist leider aber auch unser Tod, denn wo Gott herrscht, da kann kein Ungehorsam sein, sonst würde er ja nicht herrschen. Wo er nicht herrscht, gibt es aber kein Leben, da herrscht der Tod.

Jesus – ganz im Gegensatz zu uns – sagt: „Nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Und dann nimmt er, wie es sein Vater gewollt hat, die Strafe für unseren Ungehorsam auf sich und geht ans Kreuz.

Was hält ihn dort? 1. Sein Gehorsam und

2. Das Wort der Heiligen Schrift

Als Jesus zwei von seinen Jüngern nach seiner Auferstehung begegnet und sie noch gar nicht erkennen, dass er es ist und tief betrübt sind darüber, dass ausgerechnet der ans Kreuz geschlagen wurde, den sie für den Messias, den Christus gehalten haben, da antwortet Jesus ihnen (Lukas 24, 25-27):

O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! 26 Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? 27 Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in allen Schriften von ihm gesagt war.

Musste Christus nicht das erfüllen, was Mose und die Propheten angekündigt hatten? Es gibt ein Naturgesetz, das über allen anderen steht, ein Gesetz, an das Gott sich sogar selbst ganz und gar hält: Er steht zu seinem Wort. Wenn auch alles andere auf dieser Welt sich als nicht verlässlich erweist: Wer auf ihn vertraut, der soll sich an sein Wort klammern können in der Gewissheit: Gott selbst sorgt dafür, dass dieses Wort unerschütterlich wahr ist und mich trägt.

Und weil das, was am Kreuz geschieht, längst im Alten Testament beschrieben steht, muss es auch genau so erfüllt werden.

Die 30 Silberstücke, für die Jesus verraten wurde, waren schon vom Propheten Jeremia vorhergesagt.

Dass sie um seine Kleider würfeln werden, steht schon in Psalm 22.

Kurz vor seinem Tod beschreibt der Apostel Johannes (Joh. 19, 28): Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet.

„Damit die Schrift erfüllt würde.“ Heute nehmen es so viele von uns nicht genau mit der Bibel. Dieses alte, sperrige Buch macht einfach zu viele Schwierigkeiten.

Jesus dagegen hat es ganz genau genommen. Das hat ihn am Kreuz festgehalten, dass „die Schrift erfüllt würde“ und wir etwas felsenfest Verlässliches haben, an dem wir uns auch dann noch festhalten können, wenn alles um uns herum drunter und drüber geht.

Haben Sie schon einmal eine zeitlang keinen festen Grund unter den Füßen gehabt? Dann haben Sie wahrscheinlich schnell gemerkt: „So kann ich auf Dauer nicht leben.“ Jesus hat dafür gesorgt, dass wir einen festen Grund haben, auf dem wir fest stehen können.

Und schließlich das Dritte, was Jesus am Kreuz festgehalten hat:

3. Die Liebe zu uns

Haben Sie die schrecklichen Bilder gesehen von den Lastwägen, die in New York die Corona-Toten abtransportieren? Oder die, die im Dritten Reich die Leichen der KZ-Häftlinge weggefahren haben? Was für Tragödien sich doch in unserer Menschheitsgeschichte immer wieder abspielen!

Mir kommt, wenn ich solche Bilder sehe, oft der Gedanke: „Eigentlich, wenn man bedenkt, wie kurz unser Leben ist im Vergleich zur Weltgeschichte, dann muss man doch sagen: Im Grunde stehen die Leichenwagen doch bei uns allen schon vor der Tür. Der Tod holt uns vielleicht nur einen Wimpernschlag später ein.“ Für Jesus ist das auch eine Tragödie.

Wenn ich mir überlege, wie schlimm das für mich wäre, wenn eines meiner Kinder sterben würde. Das ist unvorstellbar für mich. Jesus liebt ja aber jeden von uns noch viel, viel mehr, als ich meine Kinder je lieben kann. Wie tief muss für ihn der Schmerz sein, wenn Menschen sterben! Und es ist ja nicht nur das unser Sterben, sondern dass wir auch noch ewig verloren sind, weil wir diese furchtbare DNA des Ungehorsams in uns tragen.

So weh die Dornenkrone, die Peitschenhiebe und die Nägel auch getan haben müssen: Der Schmerz mich und dich zu verlieren, ist viel größer für ihn. Das hat ihn am Kreuz festgehalten. Er hat das auf sich genommen, was die unausweichliche Konsequenz unseres Ungehorsams ist: Unseren Tod. Aus Liebe hat er ihn auf sich genommen und hat ihn besiegt.

Amen

 

Lied: Was für ein Gott